Portobello Road: Die wahre Geschichte von Birgit Erath & The Spice Shop
Birgit Eraths Leidenschaft für Gewürze begann nicht in London, sondern im Schwarzwald. Dort, inmitten von Wäldern und Feldern, sammelte sie gemeinsam mit ihrer Großmutter wilde Kräuter und Pilze, die sie zu aromatischen Mischungen verarbeiteten. Zwischen frisch geschlachteten Tieren und den duftenden Vorratskammern einer deutschen Familie lernte sie schon als Kind, wie man mit einfachen, natürlichen Zutaten Geschmack zaubert.
Ihre Familie schlachtete regelmäßig Tiere vom eigenen Hof, und der Umgang mit Gewürzen war keine Kür, sondern Pflicht: Fleisch musste eingelegt, konserviert, gewürzt und verwandelt werden – in Wurst, Schinken, Braten. So wurde ihr das kleine 1x1 der Gewürzkunde schon früh mitgegeben.
Nach ihrem Schulabschluss zog Birgit als Au-pair nach London. Die Sehnsucht nach den vertrauten Aromen trieb sie dazu, sich von ihrer Familie regelmäßig Gewürze aus Deutschland schicken zu lassen – oder sie bei Heimatbesuchen im Koffer zurückzubringen. Ihr war aufgefallen, dass in vielen Großhandelsmärkten Gewürze und Mischungen verfügbar waren, diese jedoch voll von Konservierungsstoffen, Farbstoffen und Geschmacksverstärkern waren, die sie schrecklich fand und gesundheitlich nicht vertragen konnte.
In ihrer kleinen Londoner Küche experimentierte sie mit Mischungen, kochte für Mitbewohner und Kollegen, verschenkte ihre Kreationen – und wurde dafür gefeiert. In dieser Zeit lernte sie auch Keith, den Vater ihres zweiten Sohnes Jake, kennen – einen lebenslustigen Jamaikaner mit großer Familie, großem Herzen und noch größerem Musikgeschmack. Birgit verliebte sich nicht nur in ihn, sondern auch in Jamaika: die Kultur, die Menschen, die Musik, das Lebensgefühl. Die Nächte waren lang, der Rum floss in Strömen, und zu Dancehall-Rhythmen lernte sie, wie auf der Insel zu kochen. Für ein echtes Familienrezept von der jamaikanischen Großmutter soll sie – wie sie selbst lachend erzählt – mindestens drei Flaschen Rum geopfert haben („…die war hart zu knacken!“).
1990 stand sie dann mit einem Tisch und vier Gewürzen auf dem Markt der Portobello Road. Ihr allererster Gewürzmix? Ein Klassiker: Bratkartoffel-Gewürz. Für jedes verkaufte Gewürz kam ein neues dazu. 1995 eröffnete sie ihren legendären gelben Laden – The Spice Shop, nur ein paar Schritte vom Marktstand entfernt. Zu dieser Zeit war es eine Anlaufstelle für Hobbyköche, Feinschmecker, Foodies und Spitzenköche – von Gordon Ramsay bis Jamie Oliver, Nigella Lawson und vielen weiteren prominenten Gästen.
Aber Birgit ist nie stillgestanden. Anfang der 2000er packte sie erneut das Fernweh und wollte wirklich ihren Horizont erweitern – diesmal gemeinsam mit ihrem zweiten Sohn Jake. Die beiden gingen auf eine mehrjährige Weltreise. Von Südamerika über Indien bis Indonesien suchten sie nach Gewürzen, Rezepten und Inspiration – und fanden sie überall.
Heute leiten Birgit und Jake gemeinsam den deutschen Teil von The Spice Shop: Lager, Versand, ein kleines Ladengeschäft und eine Kochschule in Waldmössingen, im Herzen des Schwarzwalds. Während ihr älterer Sohn Philip den Flagship-Store in London führt, ist es ein echtes Familienunternehmen, international verwurzelt, mit einem Herz, das im Schwarzwald schlägt.
Was viele nicht wissen: Birgit führt seit Jahrzehnten ein handgeschriebenes Tagebuch, in dem sie ihren Werdegang, jede Gewürzidee, jede Reise, jeden Menschen, jedes Rezept dokumentiert hat. Und wir freuen uns riesig, diese Geschichten nach und nach hier im Blog unter "News/Nachrichten" zu veröffentlichen.